Der Schmetterling, der Nachwuchs bekam
von Charlotte Blank (7 Jahre)
Die Zutaten:
Ein Grundschulkind im Homeschooling und viele Schmetterlinge
Diese Geschichte ist eine ganz besondere. Denn sie ist nicht nur von einer Erstklässlerin erlebt und erzählt worden, sondern die Geschichtenentstehung selbst ist schon ein echter Mutmacher. Es ist doch wirklich großartig, wenn eine Schulklasse voller Begeisterung an einem gemeinsamen Projekt arbeitet und sich so ein Gemeinschaftserlebnis trotz Distanz ergibt.
Charlotte, die Erzählerin dieser Geschichte, ist sieben Jahre alt und besucht die 1. Klasse der Grundschule. Während des Homeschoolings hat sie mit Hilfe ihrer Familie Distelfalter – von der Raupe bis zum Schmetterling – aufgezogen. Die Schmetterlinge haben sie so sehr fasziniert, dass sie diese Geschichte erzählt hat, die Charlottes Mama für sie aufgeschrieben hat.
Wir danken also Charlotte Blank für diesen schönen Beitrag.
Diese Geschichte erzählte Charlotte im Homeschooling im Mai 2020 anlässlich des Themas im Sachunterricht: „Schmetterlinge, schreibe zwei Sätze zum Thema“. Ich habe sie wortwörtlich so aufgeschrieben, wie sie sie erzählt hat und nichts verändert, zugefügt oder weggelassen. Da sie in der zweiten Hälfte der ersten Klasse noch nicht so einen langen Text flüssig schreiben kann, möge man mir nachsehen, dass ich den schriftlichen Teil übernommen habe und sie vom Video auf Papier gebracht habe.
Durch Corona war alles anders in diesem Jahr. In einem von der Klassenlehrerin auf dem Padlet geteilten Youtube-Video, wurde die Zucht von Distelfaltern auf dem Listhof in einem Laubmischwald bei Reutlingen/ Stuttgart vorgestellt. Die Kinder durften zu diesem Zeitpunkt nur unter strengen Auflagen das Haus verlassen. Auch der Wald durfte zum Teil wegen Überfüllung kaum aufgesucht werden. Also beschlossen wir als Familie, ein Stück Natur nach Hause zu holen und selbst Schmetterlinge aufzuziehen.
Nach umfangreichen Recherchen war es dann soweit, dass wir die Schmetterlingsraupen, von denen diese Geschichte handelt, im Fachhandel bestellten. Mittlerweile – während ich das Vorwort für diese Geschichte schreibe – ist die dritte Generation Distelfalter im Verpuppungsstadium und die gesamte Klasse wurde von Charlotte mit Raupen und artgerechtem Zubehör versorgt, so dass aus einem von der Klassenlehrerin geteilten Video ein Pandemieprojekt entstanden ist, das die ganze Klasse trotz Distanz miteinander verbindet.
Charlotte war so begeistert von „ihren Schmetterlingen“, die allesamt in die Freiheit entlassen wurden, dass sie darüber nachdachte, wie ein Leben aus Sicht eines Schmetterlings im Laubmischwald wohl aussehen könnte. So könnte es also gewesen sein:
Es war einmal ein kleiner Schmetterling. Er war wirklich sehr süß. Der liebte das Leben auf seiner grünen Wiese. Mit sehr viel Blumen, sollte man wissen. Weil: Schmetterlinge lieben Blumen.
Nun, und in den Blumen war auch so viel Nektar. Und er liebte das Fliegen auf der Wiese am meisten oder manchmal alte Bekannte zu treffen.
Aber einmal kam ein Schmetterlingsweibchen. Dann sagte er: „ Oh, die muss ich fragen, ob sie mit mir zusammen sein möchte.“ Aber dann roch er, dass sie ganz dolle duftete. Und das hat er mit seinen Fühlern gerochen. Und dann sagte er: „Nein, es kann nicht warten, ich muss jetzt sofort.“ Dann flog er zu dem Schmetterlingsweibchen hin, dass sich erstmal auf der Wiese umsah. Und dann fragte er: „Möchtest du mit mir zusammen sein?“ Dann sagte sie: „Gerne, gerne!“ Und dann waren sie zusammen.
Dann sagte sie einmal plötzlich nach zwei Wochen: „Heh, guck mal. Ein Ei ist aus mir rausgeplumpst.“ Und dann sagte er: „Ja, nun sind wir Mama und Papa. Das heißt, wenn die Raupen geschlüpft sind und jetzt eigentlich auch schon.“
Und nach ein, zwei Wochen, dann kamen wieder Raupen da raus. Also Raupen, wie sie es mal waren. Und dann sagten die: „Oh, Mami, Papi, was müssen wir jetzt tun?“ „Ihr müsst sehr viel futtern, damit ihr wirklich groß und stark werdet.“ Dann sagten sie: „Ja, wir haben auch ganz schön viel Hunger!“
Dann futterten sie und futterten und futterten und futterten und futterten, bis sie ganz müde waren. Dann sagten sie: „Mama? Papa?“ „Ja, was ist denn, meine Süßen?“, sagten die Eltern. „Wir sind ganz müde! Können wir uns an die Decke hängen?“ Dann sagten die Eltern: „Ja, nun ist es Zeit, euch zu verpuppen.“ Dann verpuppten sie sich.
Die Eltern warteten geduldig, bis ein ganzer Monat um war. Und dann kamen auf einmal neue Schmetterlinge. Und dann sagten sie: „Oh, das ist ganz schön anstrengend, hier raus zu kommen!“ „Ja, meine Süßen. Strengt euch an!“ Jetzt waren sie draußen und dann sagten sie: „ Oh Mann, oh Mann. Jetzt müssen wir erstmal unsere Flügel starr machen.“ Dann mussten sie Lymphflüssigkeit da reinpumpen. Und dann waren die Flügel starr und nach ein, zwei Wochen kriegten sie wieder Eier und daraus schlüpften wieder Raupen und dann mussten sie wieder futtern, bis sie sich verpuppten.
Und dann wurden neue Schmetterlinge daraus. Die haben nämlich inzwischen geheiratet, die Kinder.
Und wer weiß? Vielleicht haben die auch schon Kinder gekriegt? Naja, die Kinder vom Schmetterlingsmann und der Schmetterlingsfrau.
Diese Geschichte ist von
Charlotte Blank,
7 Jahre alt, 1. Klasse einer Grundschule
Diese Geschichte von Charlotte Blank ist Teil des Schreibwettbewerbs „Mut in der Krise“ und beruht auf einem persönlichen Erlebnis.
Genauere Informationen zum Wettbewerb findest du hier: Mut in der Krise.
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Das ist eine richtig schöne Geschichte, Charlotte. Danke, dass du sie deiner Mama erzählt hast!
Liebe Charlotte, das ist ja wirklich ganz großartig, die Geschichte und wie du die Schmetterlinge groß gekriegt hast! Liebe Grüße von Manu