Riesenkrise? Kleines Glück!

Von Redaktion

Mutmach-Geschichte

Riesenkrise?
Kleines Glück!

von Hannah Lio Meyner

Die Zutaten:

Aquarellfarben, ein Haarstrich und phantastische Kreatürchen

MUTivations-Härifant
MUTivations-Härifant | © Hannah L. Meyner

Vorwort der Herausgeber zur Geschichte

Dieser bezaubernde Erfahrungsbericht hat uns ganz viel Farbe ins Leben gebracht. Da schlummerte ein verborgener künstlerischer Schatz in einer besorgten Frau, der durch Corona ans Tageslicht befördert wurde. Es entstehen charmante Figuren und fröhliche Bilder, die andere Menschen glücklich machen. Eine richtige MUTivation.

Wir danken Hannah Lio Meyner für Ihren Beitrag.

China ist doch weit weg

KRi(e)senglück . . .  Ob ich wirklich etwas zum Thema „Glück“ schreiben kann? Zu Krisen, klar. Zu Riesenkrisen auch! Aber zu Riesenglück?

Mein bisheriges Leben war nicht immer einfach und ich bewältigte schon so manche Krise. Dennoch konnte ich aus jeder schweren Zeit etwas mitnehmen, etwas, das mir half, mit weiteren Krisen – wie derzeit Corona – besser umzugehen.

Im Januar 2020 hörte ich das erste Mal von dem neuen Virus in China. Zwischen „China ist doch weit weg!“, „Das kommt nicht bis hierher.“ und „Wir kriegen das schon hin!“ bekam ich immer wieder Bauchschmerzen. Jeden Tag zog sich mein Magen ein kleines Stück mehr zusammen. Aussprechen wollte ich es nicht, aber ich war sicher: Corona war längst da. Es brauchte ja weder Flugticket noch Sitzplatz – und die Kontrollen am Flughafen waren leicht zu überwinden. Mein Magen stimmte zu.

Alle Menschen waren betroffen

Außerdem war klar: Corona würde nicht „einfach so“ wieder verschwinden.

Alle Menschen weltweit waren betroffen – laut Google immerhin 7.800.000.000 – und jeder einzelne davon gefragt, die Pandemie zu bekämpfen. Ich muss zugeben, dieser Gedanke machte mir Angst.

Auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts hatte ich gerade gelesen, dass ich aufgrund einer chronischen Lungenerkrankung zur Risikogruppe gehörte. Ich war alleinstehend, hatte nicht allzu viele enge Kontakte und machte mir Sorgen:

Wie sollte ich an Lebensmittel kommen – ohne FFP-Masken? Und wen konnte ich um Hilfe bitten? Es waren ja alle gefährdet, und eines wollte ich nicht: dass sich andere wegen mir ansteckten.  

Ich merkte, wie mich die bleierne Schwere der Ausweglosigkeit lähmte. Alltägliches – die Post zu erledigen, staubzusaugen, oder sogar Freunde anzurufen – fiel mir schwer. Ich brauchte schnell Beschäftigung, etwas, das ich jeden Tag tun konnte, das weder anstrengend noch teuer war. Etwas, das mich wieder in Bewegung brachte und mich auch langfristig „am Laufen“ hielt.

Ich machte mir eine Liste aller Dinge, die mir normalerweise guttaten: schreiben, lesen, heiße Schokolade, Musik hören, singen, spazieren gehen, Postkarten schreiben, malen. . .

Malen? Das war’s!

Am liebsten Aquarell

Ich malte am liebsten mit Aquarellfarben. Die konnte man gut verdünnen und die Bilder wurden trotzdem strahlend bunt. Außerdem konnte ich Karteikarten verwenden. Die waren günstig, vertrugen das viele Aquarellwasser, und es gab welche in Postkartengröße. So konnte ich die Bilder vielleicht sogar Freunden schicken und dem ein oder anderen mit einem lustigen Kärtchen eine Freude machen.

Aber wie sollte gerade ich lustige Kärtchen malen? Gezielt bestimmte Motive malen, wollte mir noch nie gelingen. Versuchte ich mich beispielsweise an einer Sonnenblume, ähnelte die am Ende eher einer Vogelscheuche.

Plötzlich machte es „klick“. Bloß nicht weiter über Motive nachdenken! Der Refrain des Liedes „Alles ist jetzt“ von Bosse kam mir in den Sinn: „Was du träumst, das musst du machen. All die besten, super Sachen. Einfach machen, einfach machen.“ Und so setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann zu malen.

Erst malte ich nur so vor mich hin. Doch eines Tages ertappte ich mich dabei, wie ich statt eines Pinsels einen Bleistift in der Hand hielt und auf einer linierten Karteikarte vor mich hin kritzelte. Bögen, Kreise, Linien – und da, mitten im Bleistiftchaos, schien etwas zu entstehen. Krumm und schief zwar, die Proportionen nicht richtig, aber doch zu erahnen – ein Elefant!

Es war ein Härifant

Gerade, als mich die Zweifel über meine „Malkünste“ einzuholen drohten, fiel mir Bosse wieder ein: „Einfach machen, einfach machen.“ Ich radierte am Ohr. Zeichnete über die aufgeraute Stelle. Das Ohr wollte nicht so recht, aber der Rüssel glückte und der kleine Elefant schaute doch schon recht drollig vom Schreibtisch zu mir herauf.

Dann ging es daran, Farben zu finden, die gut zusammenpassten. Gelb, Grün und Blau ergänzten sich wunderbar und verliefen problemlos.

Als ich mit dem Kolorieren fertig war, zog ich mit einem dünnen schwarzen Stift den Bleistiftrücken des Elefanten nach – und rutschte ab. Erst ärgerte ich mich, aber dann musste ich lachen. Das da auf der Karteikarte war nämlich kein Elefant! Es war ein „Härifant“ – und der hatte gerade sein erstes Haar bekommen!

Wal-Heimat
Härifant mit Birdie | © Hannah L. Meyner

Seit diesem Tag male ich den Härifant immer wieder, denn er hat mir viel Glück gebracht. Sie wissen schon, das kleine Glück, das oft ganz unscheinbar daher kommt – so unscheinbar, dass wir es manchmal nicht einmal bemerken. Da rutscht einem zufällig der Stift weg, ein Strich wird zum Haar und ein Elefant zum Härifant, den ich mir niemals selbst ausdenken hätte können!

An den darauffolgenden Tagen fragte ich mich, ob der kleine Härifant nicht auch anderen gefallen könnte. Ich schickte das Bild kurzerhand an einen Postkartenshop, der auf der Suche nach neuen Motiven war – und siehe da, der Härifant wurde tatsächlich ausgewählt! Das hätte ich niemals erwartet!

Bis heute kann ich kaum glauben, was aus dem kleinen Kerl geworden ist.

Dass es Menschen gibt, denen er so gut gefällt, dass sie für eine Postkarte mit ihm Geld ausgeben. Dass er dem ein oder anderen tatsächlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Und dass er Menschen in Not hilft – denn die gesamten Erlöse des Postkartenshops fließen an Projekte in Indien und Nepal, wo Corona eine schon schwierige Lage noch verschärft.

Doch der Härifant kommt auch anderswo zum Einsatz. Seit einigen Wochen beteilige ich mich an Briefprojekten für Menschen in Alten- und Pflegeheimen, aber auch für die, die allein zu Hause leben und sich wegen Corona besonders schützen müssen.

Manche bekommen einen Härifant, andere eines der weiteren „Kreatürchen“, die in den letzten Monaten entstanden sind: ein „Unikät(z)le“, eine „Wal-Heimat“ oder eine „Nacht, Eule!“.

Jedes einzelne Bild macht mein Leben bunter – und, so hoffe ich, auch das der Empfänger.

Nacht, Eule! | © Hannah L. Meyner
Wal-Heimat | © Hannah L. Meyner
Unikät(z)le
Unikät(z)le | © Hannah L. Meyner

Auch ein für mich besonderes Kärtchen ist zwischenzeitlich entstanden: der „MUTivations-Härifant“. Mit drei einfachen Worten – glaube, hoffe, liebe – will er gleichzeitig Mut machen und motivieren, an all dem Guten, das doch auch in schweren Zeiten da ist, festzuhalten. Vielleicht ist es ja nicht nur das Riesenglück, das zählt – auch, wenn wir uns oft besonders danach sehnen. Vielleicht genügt es manchmal schon, seine Sinne zu schärfen, im stillen Kämmerlein etwas zu wagen oder „einfach zu machen“.

Manches Glück mag klein sein, unwichtig ist es aber nicht!

Und manchmal wird auch kleines Glück plötzlich ganz groß. Das ist es jedenfalls, was ich aus der Corona-Krise mitnehme.

Oder – anders ausgedrückt:

Kommt eine Riesenkrise, halt fest am kleinen Glück.

Geteilt ist’s umso schöner und kommt zu dir zurück.

Wer hat hier geschrieben?

Hannah Lio Meyner wurde 1975 geboren und lebt in Mittelfranken. Das Schreiben fasziniert sie bereits seit ihrer Kindheit.

Besonders gern erzählt sie vom kleinen Glück.

Ihre Karten kannst du hier kaufen und ein grandioses Projekt unterstützen:

Danacards

Den MUTivations-Härifant findest du hier:

Danacards – MUTivations-Härifant

Hannah

Diese Geschichte von Hannah Lio Meyner ist Teil des Schreibwettbewerbs „Mut in der Krise“ und beruht auf einem persönlichen Erlebnis.

Genauere Informationen zum Wettbewerb findest du hier: Mut in der Krise.