Aufatmen

Von Redaktion

Mutmach-Geschichte

Aufatmen

von Rieke Mertens

Die Zutaten:

Schmerzende Finger, Entzündungen und eine starke Familie.

Vorwort der Herausgeber zur Geschichte

Dieser optimistische Erfahrungsbericht einer jungen Frau, die schon früh eine chronische Erkrankung in ihr Leben lassen muss, zeigt dennoch, das sich Freude auf künftiges immer lohnt.

Wir danken Rieke Mertens für Ihren Beitrag.

Klein fing es an

Mit Verwunderung schaute ich mir auf die Hand. Einer meiner Finger tat mir weh, doch ich konnte wirklich nicht sagen wieso. Ich tat es mit der Vermutung ab, dass ich mich gestoßen haben musste ohne es zu merken. – Das wäre nicht das erste Mal gewesen.

Doch nach einigen Tagen war es, anstatt besser, sogar schlimmer geworden.

Mittlerweile schwoll mir das Fingergelenk auch an. Ich hatte  noch immer die Hoffnung, dass es einfach so wieder weggehen würde.

Um so größer waren meine Verwirrung und Ratlosigkeit als sich die Schmerzen in meine Hände und weiter in die Handgelenke ausbreiteten. Bald schmerzten meine Handgelenke, sobald ich etwas schweres hob. Doch nach und nach konnte ich immer weniger Gewicht heben und auch die Kraft in meinen Händen verließ mich.

Die Tatsache, dass ich mir nicht mehr selbstständig eine Flasche aufdrehen konnte, sondern meine Mutter darum bitten musste, ließ mich fast verzweifeln.

Als sie dann auch noch die Worte: „Das ist Rheuma“, fallen ließ, war ich skeptisch.

Für mich war Rheuma eine „Alte-Leute-Krankheit“.

Eine einzige Katastrophe

Wenig später schlich sich ein Dauerschmerz in den Fußballen ein. Jeder Schritt schmerzte und wurde zur Tortur.

Ich hatte jetzt wirklich das Gefühl, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte.

Und doch: Morgens mochte ich vor lauter Schmerzen nicht aufstehen, denn das Aufrichten fiel mir schwer. Vor allem nach dem Aufwachen fühlten sich meine Hände steif und unbeweglich an.

Es war eine einzige Katastrophe.

Ab jetzt konnte es wirklich nicht mehr schlimmer werden. Doch mein Körper bewies mir das Gegenteil.

Ich konnte nachts nicht mehr vernünftig schlafen, weil ich vor Schmerzen ständig aufwachte.Tagsüber dann konnte ich an einigen Tagen nicht mehr laufen.

Nun gab ich mich geschlagen und ging endlich zum Arzt. Mein Hausarzt begutachtete daraufhin meine Hände und mein geschwollenes Gelenk und stimmte schließlich meiner Mutter zu.

Rheuma!

Er gab mir die Kontaktdaten für vier verschiedene Rheumatologen aus der Umgebung, verschrieb mir ein Schmerzmittel und entnahm mir Blut.

Nach ein paar Tagen erhielt ich einen Anruf. Mein Doktor klang besorgt. Meine Rheumawerte lagen sehr deutlich über den Normwerten und er empfahl mir einen zügigen Besuch bei einem Rheumatologen.

Zügig? Na, der war lustig. „Zügig“ geht bei Rheumatologen mal gar nichts. Vor allem Neupatiententermine. Ich hörte bei dem einen sechs Monate, beim nächsten sechs Wochen, aber „zügig“ war einfach nicht machbar. Nach ein paar weiteren Telefonaten hatten wir dann überraschender Weise eine Praxis gefunden, in der ich schon nach 2 Wochen im Wartezimmer saß.

Vor meiner Diagnose waren einige meiner Familienmitglieder skeptisch, doch seit dem Befund haben sich fast alle mit dem Thema Rheuma befasst und helfen, wenn ich etwas noch nicht hinbekomme.

Auch meine Rheumatologin war von meinen hohen Blutwerten überrascht. Sie erkundigte sich nach meinem Zustand und ich erklärte ihr, wo ich Schmerzen habe und wie es mir im Allgemeinen ging.

Sie verordnete mir ein Rheumamittel und erklärte, wie ich es anwenden muss.

Keine Sofortheilung

Es gab weitere Untersuchungen, wie beispielsweise das Röntgen der Hände, um auf Knochenschäden zu testen.

Das war und ist bei mir glücklicherweise nicht der Fall.

Es folgten, regelmäßig alle vierzehn Tage Blutabnahmen, damit meine Entzündungswerte überwacht werden konnten.

Mir war durch die Arztgespräche irgendwie bewusst gewesen, dass es keine Sofortheilung geben würde, aber in jenem Moment reichte mir schon die Absicherung, dass es besser wird.

Und tatsächlich, auch wenn es einige Zeit brauchte, es wurde besser. Meine Gelenke erholten sich langsam und in manchen Momenten hatte ich stärkere Schmerzen als sonst.

Nach einigen Monaten wurde mir Physiotherapie verschrieben, damit ich die Feinmotorik und Kraft in meinen Händen wiedererlangen konnte.

Ich lebe jetzt seit ungefähr einem Jahr mit meiner Rheumadiagnose. Inzwischen reichen vierteljährliche Arztbesuche und meine Freunde und die Familie gehen wirklich aufgeschlossen damit um. Sie akzeptieren und respektieren es, wenn mir etwas noch nicht gelingt.

Seit meiner Diagnose ernähre ich mich generell gesünder und mache auch regelmäßiger gelenkschonenden Sport.

Ich bin gespannt wie es wird, aber den Kopf in den Sand zu stecken passt einfach nicht zu mir. Ich habe noch so viele Dinge vor, auf die ich mich freue und freuen will.

Wer hat hier geschrieben?

Rieke liebt es Geschichten zu schreiben, aber fotografiert und schwimmt in ihrer Freizeit auch gerne.

Ein gutes Buch zu lesen findet sie beruhigend.

Ihre Freunde und Familie sind ihr wichtig, weil sie sie so nehmen, wie sie ist.

Diese Geschichte von Rieke Mertens ist Teil des Schreibwettbewerbs „Mut in der Krise“ und beruht auf einem persönlichen Erlebnis.

Genauere Informationen zum Wettbewerb findest du hier: Mut in der Krise.